
Die Rede ist von George Nagelmackers, dem „Erfinder“ des Schlafwagens in Europa. Vor ziemlich genau 150 Jahren hat er den ersten Wagen auf die Schienen gesetzt – Anlass genug für einen Blick in die Geschichte.
Zwar hatte Nagelmackers zuvor schon Schlafwagen in den USA gesehen, er kann sich aber ihrer Weiterentwicklung zum komfortablen Reiseerlebnis wie auch der Einführung des Speisewagens rühmen. Auf einmal waren Bahnreisen auch über große Entfernungen (zumindest für ein entsprechend zahlungskräftiges Publikum) keine Qual mehr. Die Compagnie Internationale des Wagons-Lits spann über die Jahre ein weites Netz von Express- und Luxusverbindungen über den Kontinent und darüber hinaus. Bekanntestes Beispiel aus Literatur und Film ist natürlich der Orientexpress.
Der Erfolg der grenzüberschreitenden Expresszüge in einem vom Nationalismus geprägten Europa des 19. Jahrhunderts beruhte wohl zu einem Großteil auf der Beharrlichkeit und dem diplomatischen Geschick Nagelmackers. Auch wenn seine Unternehmungen des Öfteren am Rand der Pleite standen, waren ihm – und seinem Publikum – die höchsten Standards gerade gut genug.
Der Wissenschaftsjouralist und Romanautor Gerhard J. Rekel hat nun eine Biographie zu Leben und Wirken belgischen Unternehmers herausgebracht. Das Buch gibt einen ausführlichen und auf einer Vielzahl von Belegen beruhenden Einblick in die Lebensgeschichte, liest sich abschnittsweise wie ein Wirtschaftskrimi und liefert auch einen abenteuerlichen Reisebericht von der Jungfernfahrt des Orientexpress. Neben den zeitgenössichen Zeichnungen und Photographien sei noch besonders die enthaltene Auswahl an wunderschönen Plakaten der CIWL erwähnt.